Unsere Vision

Eine starke sorgende Gemeinschaft

Ca. 1,8 Mio. Menschen in Deutschland leben mit der Diagnose einer Demenz. Durch den demografischen Wandel ist die Tendenz voraussichtlich enorm steigend (Deutsche Alzheimer Gesellschaft, 2022). Etwa zwei Drittel aller Betroffenen leben im häuslichen Umfeld.

Unsere Vision ist es, eine starke sorgende Gemeinschaft aufzubauen, welche den demografischen Entwicklungen standhalten kann. Hierfür halten wir einen anerkannten Demenzbegleitdienst (nach SGB XI) vor und bilden unsere Nachbarschaftshelfer und pflegenden Angehörigen in dem bundesweit ersten Pflegekurs mit der Besonderheit des Schwerpunktes „Telemedizin“ (zertifiziert nach AnFöVo § 11, § 45 SGB XI) aus.

Wir möchten insbesondere über die Krankheitsbilder einer Demenz aufklären, informieren und befähigen die Krankheit besser zu verstehen und damit umzugehen, auf Unterstützungsangebote und zustehende Leistungen hinweisen. Zusätzlich können die Teilnehmenden durch unsere Kurse miteinander in Kontakt treten und bilden ein großes Selbsthilfe-Netzwerk.

Alle Kursteilnehmenden erhalten eine Softwareschulung zur datensicheren Durchführung einer Online-Videosprechstunde sowie weitere Informationen zu den Potentialen der Telemedizin, um sie zukünftig sicher in der Praxis anwenden zu können. Alle Potentiale sollen ausgenutzt werden können, um den größtmöglichen Nutzen für die Gesellschaft zu erzielen.

Kognitive Stimulationstherapie

Um unsere Vision weiter voranzutragen, qualifizieren wir außerdem sogenannte Co-Therapeut/-innen. Diese haben die Möglichkeit unser digitales Therapieangebot auf Basis der kognitiven Stimulationstherapie mit betroffenen Menschen oder präventiv durchzuführen und sie durch eine aktivierende Begleitung aktiv zu unterstützen. Demenz ist zwar nicht heilbar, jedoch kann unheimlich viel getan werden, um die kognitiven Fähigkeiten solange wie möglich bestmöglich zu erhalten und zu stabilisieren. Die Ziele, welche wir damit anstreben, sind eine verbesserte Lebensqualität auf Seiten der Betroffenen sowie der Angehörigen, eine Entlastung der Angehörigen, eine höhere Selbstwirksamkeit der Co-Therapeuten aber gleichermaßen auch der Betroffenen. Zudem kann der Krankheitsverlauf dementieller Syndrome durch kognitive Stimulationsansätze nachweislich positiv beeinflusst werden (S3-Leitlinie Demenzen).

Hören und Demenz

Der demografische Wandel führt bekanntlich zu einer insgesamt älteren Gesellschaft. Im Alter treten Schwerhörigkeit und weitere Beeinträchtigungen (z.B. Sehschwächen, Parkinson, beeinträchtigte Mimik/ Gestik) oft zusammen auf.

Eine von drei Personen ab 65 Jahren leidet unter einer Schwerhörigkeit (Wilson et al., 2017).

Die WHO hält 2019 in ihrer Leitlinie zur Demenzprävention den Zusammenhang zwischen Schwerhörigkeit und Demenz fest:

Schwerhörigkeit wird mit einem erhöhten Risiko für kognitiven Abbau oder Demenz verbunden (Lin et al., 2013). Eine aktuelle Analyse konnte feststellen, dass das Risiko einer Hörminderung für das Auftreten von Alzheimer bei 2,82 lag (95% CI: 1,47-5,42) (Zheng et al., 2017). Außerdem zeigte eine weitere Meta-Analyse die von der Lancet-Kommission veröffentlicht wurde, dass Hörverlust das Risiko für das Auftreten einer Demenz fast verdoppeln kann (Livingston et al., 2017).

Hörverlust kann das Risiko für das Auftreten einer Demenz fast verdoppeln!”

Schwerhörigkeit und kognitive Beeinträchtigungen, einzeln aber insbesondere in Kombination, führen häufig zu Pflegebedürftigkeit. Knüpft man also bei der Schwerhörigkeit an und stellt diesbezüglich eine bessere Versorgung sicher (etwa in Form von Hörgeräteversorgung und Audiotherapie), ist das Potential gegeben, die Lebensqualität für ältere Menschen erheblich zu verbessern und schlimmeren Krankheitsverläufen vorzubeugen.

“In der Regel kommen Kunden mit ihrer Hörbeeinträchtigung viel zu spät und werden im Schnitt 6 Jahre zu spät mit einem Hörgerät versorgt.” (Irmgard Symann, Hörakustikerin)

In unserem Qualifizierungskurs als Co-Therapeut/-in legen wir deshalb einen besonderen Schwerpunkt auf den Aspekt des Hörens als beeinflussbaren Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz, denn:

"Nicht sehen trennt von den Dingen - nicht hören trennt von den Menschen." (Immanuel Kant)

Literatur

Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. (2022). Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen (https://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/Alz/pdf/factsheets/infoblatt1_ haeufigkeit_demenzerkrankungen_ dalzg.pdf, accessed December 2022).

Lin FR, Yaffe K, Xia J, Xue QL, Harris TB, Purchase-Helzner E et al. (2013). Hearing loss and cognitive decline in older adults. JAMA Internal Medicine.173(4):293–299. doi:10.1001/jamainternmed.2013.1868.

Livingston G, Sommerlad A, Orgeta V, Costafreda SG, Huntley J, Ames D et al. (2017). Dementia prevention, intervention, and care. Lancet. 390(10113):2673–2734.

WHO (2019). Risk Reduction of Cognitive Decline and Dementia. WHO Guidelines (https://apps.who.int/iris/bitstream/handle /10665/312180/9789241550543-eng.pdf, accessed January 2023).

Wilson BS, Tucci DL, Merson MH, O’Donoghue GM (2017). Global hearing health care: new findings and perspectives. Lancet. 390(10111):2503–2515. doi:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(17)31073-5.

Zheng Y, Fan S, Liao W, Fang W, Xiao S, Liu J (2017). Hearing impairment and risk of Alzheimer’s disease: a meta-analysis of prospective cohort studies. Neurological Sciences.38(2):233–239