Wissenschaft

Maßnahmen und Forschungsprojekte

Das Telemedizinzentrum Hamm macht unterschiedliche Angebote, um pflegebedürftige Personen und deren pflegende Angehörige zu unterstützen.

Diese Maßnahmen werden wissenschaftlich begleitet. Dazu werden eigene Forschungsprojekte und Studien angestoßen. Aktuell liegt der Fokus unserer Forschungstätigkeit auf dem Aktivierungsprogramm (auch: H3- Training genannt). Das H3-Training baut auf der wissenschaftlich evaluierten kognitiven Stimulationstherapie für Menschen mit Demenz auf und verbindet diese mit einem digitalen Hirnleistungstraining sowie der digitalen Audiotherapie.

Anhand der gewonnenen Leistungs- und Trainingsdaten kann mit Methoden der künstlichen Intelligenz ein individualisierter Trainingsplan erstellt werden. 

Das Telemedizinzentrum Hamm wird von einer gemeinnützigen Organisation getragen und wurde an der Hochschule Hamm-Lippstadt gegründet. An der Hochschule Hamm-Lippstadt wird aktuell die Studie zu der virtuellen kognitiven Stimulationstherapie ausgewertet und bietet im Rahmen der wissenschaftlichen Weiterbildung den Kurs E-Health an.

Technologiezentrum

Eine Forschungstätigkeit im Kontext der Digitalisierung erfordert eine leistungsfähiges Netzwerk von unterschiedlichen Akteuren. Daher ist das Telemedizinzentrum Hamm in das SCIENTIFIC LEARNING SYSTEMS Technologiezentrum eingebunden. Dort werden wichtige technische und organisatorische Dienstleistungen angeboten und koordiniert. In diesem Zusammenhang erhalten auch junge Start-Up-Unternehmen die Möglichkeit, sich an der Gesamtentwicklung zu beteiligen.

Die Hochschule Hamm-Lippstadt und die Universität Witten-Herdecke haben 2017 eine wegweisende Kooperationsvereinbarung geschlossen, um ihre Stärken zu bündeln und gemeinsam an zukunftsweisenden Forschungs- und Entwicklungsprojekten zu arbeiten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Themen rund um die Digitalisierung des Gesundheitssystems und der Medizin. Durch die Verbindung von Expertise aus beiden Institutionen entsteht eine einzigartige Synergie, die innovative Lösungen und Technologien vorantreibt.

H3 Training

Das H3-Training steht für eine zielorientierte soziale Betreuung, die den Einsatz digitaler kognitiver Therapiesysteme umfasst und telemedizinisch begleitet wird.

Wofür steht der Name H3 ?
H3 steht für die drei H des ganzheitlichen Lernens: Herz, Hand und Hirn.
Das Herz steht für die positiven Emotionen, die mit dem Lernen verknüpft werden. Die Hand für die soziale Interaktion mit dem Umfeld und das Hirn für das Hirnleistungstraining. Die Reihenfolge ist uns in diesem Zusammenhang wichtig. 

Was ist der wissenschaftliche Hintergrund des H3-Trainings?

Unser Gehirn passt sich ständig an. Es verändert sich, abhängig von den Erfahrungen, die wir machen. Neuroplastizität nennt man diese erstaunliche Fähigkeit des Gehirns und ist der Grund dafür, dass wir bis ins hohe Alter lernen können. Durch Lernen verändert sich das Gehirn. In der Magnetresonanztomographie können diese strukturellen Veränderungen sichtbar gemacht und ausgemessen werden. Diese Fähigkeit des Gehirns kann genutzt werden, um Hilfe bei bestimmten Erkrankungen des Gehirns zu leisten. Dazu gehören z.B. die Alzheimer-Erkrankung, das idiopathische Parkinson-Syndrom oder der Schlaganfall.

Auch wenn für einige Erkrankungen, wie z.B. bei der Alzheimer-Demenz oder dem Morbus Parkinson, keine Möglichkeit einer ursächlichen Behandlung existiert, können zahlreiche nicht-medikamentöse Therapieformen erfolgreich eingesetzt werden. Hierzu zählen vorrangig die Ergotherapie,Logopädie, Physiotherapie, Verhaltens-therapie, Gedächtnistherapie, Musiktherapie, Kunsttherapie und Erinnerungstherapie. Alle diese Therapieformen können mit digitalen Medien unterstützt und erweitert werden. Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Erkenntnis, dass die betroffenen Personen unabhängig von den eigentlichen Maßnahmen eine Wertschätzung im Allgemeinen erfahren müssen, wenn positive Effekte erreicht werden sollen. Daher ist es sinnvoll, die Therapiemaßnahmen mit Spaß zu verknüpfen. Viele Übungen im H3-Training erfolgen daher in Form von Computerspielen. Spielen ist die ursprünglichste Form des Lernens und für die Entwicklung höherer kognitiver Fähigkeiten unverzichtbar. Wie läuft das H3-Training praktisch ab?

Eine H3-Trainerin oder ein H3-Trainer besucht die zu betreuende Person im häuslichen Umfeld oder in einer stationären Einrichtung. Mithilfe eines Tablet-PCs oder anderer technischer Systeme werden spezifische Übungen nach einem festgelegten Trainingsplan durchgeführt. Die Situation erinnert an ein Fitnessstudio, wenn ein Trainer Anleitungen gibt, damit Übungen korrekt ausgeführt werden. Die H3-Trainer/innen können über eine telemedizinische Anbindung durch das Telemedizinzentrum Unterstützung erhalten. Im Telemedizinzentrum sitzen ausgewiesene Experten, die für die Erstellung der Trainingspläne verantwortlich sind und für die Qualitätssicherung sorgen, damit die H3-Trainer/innen das Training ordnungsgemäß umsetzen. In der aktuellen Studie werden Methoden der künstlichen Intelligenz getestet, um die Trainingspläne präziser zu machen. Erkenntnisse aus der aktuellen H3-Studie fließen schon heute in virtuelle kognitive Stimulationstherapie ein (siehe Angebote).

Exergames

Durch zahlreiche Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass körperliche Bewegung positive Auswirkungen auf Exergames des alternden Menschen hat. Positiv beeinflusst werden dabei neben physiologischer Fähig-keiten, wie der Ausdauer-, Kraft- und Koordinationsfähigkeit, vor allem auch alltagsrelevante Parameter wie die Lebensqualität, das Wohlbefinden sowie die geistige Leistungsfähigkeit. Bekannt ist jedoch auch, dass sich bei älteren Menschen oft eine deutlich verringerte Teilnahme an Sportangeboten feststellen lässt.

Mangelnde Bewegung kann jedoch im Umkehrschluss die Entstehung oder auch das Fortschreiten verschiedener Krankheiten begünstigen und stellt somit eine große Herausforderung für das Gesundheitswesen dar. Um die Teilnahme an sportlichen Aktivitäten für ältere Menschen, sei es zur allgemeinen Fitnesssteigerung oder als ergänzende Maßnahme zur Rehabilitation, attraktiver zu gestalten können so genannte „Exergames“ als Motivatoren eingesetzt werden.

„Exergames“ bilden eine neue Generation von digitalen Spielen, welche auf den klassischen Controller verzichten und zur Eingabesteuerung stattdessen auf Controller setzen in denen Sensoren integriert sind, welche auf Bewegung reagieren. Andere Systeme verzichten komplett auf den Einsatz des Controllers, wobei die Steuerung dann nur durch Gestik oder Handbewegungen erfolgt. Um die Spiele steuern zu können, muss der Nutzer sich also körperlich betätigen, wobei nachgewiesen werden konnte, dass sich der Energieumsatz des Nutzers während des Spielens erhöht, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass es sich um eine Form der sportlichen Aktivität handelt.

Auch der Begriff „Exergame“ selbst deutet an dass es sich um eine Form der sportlichen Betätigung handelt die jedoch in Kombination mit dem spielen steht, da in diesem Begriff die beiden Worte „to excercise“ also trainieren und „game“ also Spiel vereint werden. Durch die Kombination von körperlicher Betätigung und Spaß am Spiel entsteht eine sehr gute Möglichkeit soziale, kognitive und auch physiologische Fähigkeiten beim Nutzer zu fördern. „Exergames“ ermöglichen außerdem ein abwechslungsreiches Training, welches sich individuell an die Bedürfnisse des jeweiligen Nutzers anpassen lässt und zudem auch leicht in der häuslichen Umgebung durchgeführt werden kann. Die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten dieser Spiele ist dabei weit gefächert und reicht von allgemeiner Fitnesssteigerung, über Sturzprophylaxe bis hin zum Einsatz als ergänzende Maßnahme in der Rehabilitation und Behandlung von neurodegenerativen oder kardiologischen Erkrankungen.